Die Lithografie wurde in der umfangreichen, zahlreiche Chagall-Lithografien enthaltenden "Dessins pour La Bible" der Kunstzeitschrift Verve Nr. 37/38, 1960 veröffentlicht, gedruckt von Imprimerie Mourlot, Paris. Auflage ca. 6000.
Rückseitig schwarzweiß Lithografie mit floralem Motiv.
Werkverzeichnisse Mourlot 252, Cramer 42; verso Mourlot 275
sehr selten !
Anmerkungen zum Werk:
Esther (M. 252)
Der Perserkönig Artaxerxes hatte sich nach der Verstoßung seiner ersten Frau Vasthi viel Zeit genommen, eine neue Gemahlin zu wählen: Ein Jahr lang wurden die schönsten Mädchen des Landes mit wohlriechenden Salben und Schönheitsbehandlungen für ihn vorbereitet. Seine Wahl fiel auf Esther, eine Jüdin, die von ihrem Pflegevater Mordechai, einem Gefangenen und Höfling des Artaxerxes, an den Hof gebracht worden war. Mordechai deckte eine Verschwörung gegenüber Artaxerxes auf und erlangte so dessen Gunst. Als Mordechai sich aber weigert, dem Großvesir Hamman zu huldigen, beschließt dieser, Mordechai und sein ganzes Volk auszumerzen. Mordechai bittet Esther um Hilfe. Diese tritt mutig unaufgefordert vor den König und riskiert so ihr Leben, denn niemand durfte von sich aus dem König gegenübertreten: darauf stand nämlich Todesstrafe. Mit weiblicher List simuliert Esther mehrfach einen Schwächeanfall, um Artaxerxes' Mitleid zu erregen. So gelingt es ihr, ihn gnädig zu stimmen. Er gewährt ihr einen Wunsch. Sie lüftet ihr lang gehütetes Geheimnis, nämlich, daß sie Jüdin ist, und bittet Artaxerxes, ihr Volk zu verschonen. Artaxerxes befiehlt, daß die Juden ihr Leben verteidigen und alle, die sie bekämpfen wollen, vernichten dürfen (s. Est 8,11). Est 8,16 berichtet: "Die Juden waren glücklich, sie jauchzten vor Freude und waren wieder angesehen".
Chagall stellt Esther zwischen den Palastbauten stehend dar. Sie wirkt fast etwas verlegen. Bescheiden wirkt sie, trotz ihres eleganten Kleides und ihrer Perlenkette. Daß diese bescheidene, fast kindlich wirkende Frau so mutig für den Plan Gottes eintrat und ihr Volk rettete, ließ ihr im Judentum seit jeher Ehre zuteil werden. Schemenhaft nur angedeutet steht neben Esther ihr Pflegevater Mordechai. Das Bild ist in kühlen Blau- und Grautönen gehalten. Betonte Blauflächen sind bei Chagall als "geschichtliche Dimension" zu verstehen. Sie symbolisieren Gottes Eingreifen in die Geschichte des Volkes Israel: Die Errettung der persischen Juden durch Esther ist ein so wichtiges Ereignis , daß am Purimfest, an dem die Juden ihre Errettung feiern, jedes Jahr das Buch Esther gelesen wird.